WAL-Meeting
(Schweiz)

Informiert über Möglichkeiten & Ideen für autarkes Leben in der natürlichen Ökonomie & Ökologie.
Wege für neue Lebensformen und Themen, die das Gesicht der Welt positiv verändern könnten.

Probleme sind Aufgaben/Herausforderungen die gelöst werden können


Auf diesem Blog findet ihr allerlei Informationen, Ansätze, Idee, Visionen und viele praktische Beispiele um Wohnen-Arbeiten-Leben in natürlichen Kreisläufen gestalten zu können.

"Es ist auf der Welt nichts unmöglich, man muss nur die Mittel entdecken, mit denen es sich durchführen lässt."


"Wenn jeder kleine Mensch, viele kleine Schritte tut, so können sie das Gesicht der Welt verändern."
"WIR" schafft Wunder.




Montag, 23. November 2009

Permakultur-Hausbau

Ganz England bestaunt ein Permakulturhaus im Wald

Ben Law verbindet mittelalterliche Bautechnik mit Permakultur-Design: Sein Wohnhaus ist ein Rundholz-Ständerbau, mit Strohballen wärmegedämmt und mit Edelkastanien-Schindeln gedeckt. Er hat es mit Hilfe von Freiwilligen ohne fremden Strom für nur 28‘000 £ gebaut. Das Haus besteht zu über 90 % aus lokalen, erneuerbaren Ressourcen wie Holz, Lehm und Stroh, die grösstenteils vor Ort verarbeitet wurde. Somit hinterliess der Bau einen sehr kleinen ökologischen Fussabdruck. Ben Law ist in hohem Masse autark. Sein Haus ist nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen. Windrad und Fotovoltaikanlage erzeugen Strom. Eine Holzheizung kombiniert mit Sonnenkollektoren produziert die Wärme für Heizung und Warmwasser. Ben Law besitzt eine eigene Quelle und sammelt Regenwasser. Das Grauwasser wird mit einer Pflanzenkläranlage gereinigt und sein Kompostklo düngt die Fruchtbäume im Obstgarten. Wald, Gemüse- und Obstgarten liefern seiner Familie viel Nahrung und ermöglichen ihm ein Einkommen.

Sein Haus ist faszinierend. Fünf Millionen Menschen schauten in einer Fernseh-Sendung an, wie er das Haus baute und wählten 2008 sein Haus zum „Best Ever Grand Designs Build“.


Bei dieser Bauweise werden Rundhölzer verwendet, die zu A-förmigen Rahmen zusammengebaut, manuell aufgestellt und anschliessend seitlich verstrebt werden. Rundhölzer haben den Vorteil, dass sie 50% stabiler als vierkantige Balken mit gleichem Volumen sind, weil die Fasern nicht zerschnitten werden. Rundholz wird nicht gesägt und kann frisch gefällt verwendet werden. Für jedes Bauelement muss ein geeigneter Stamm gefunden werden. Die einzelnen Rundhölzer werden mittels Kerben und Eichenholznägeln miteinander verbunden. Während das Volumen der Nägel nach dem Zusammenbauen gleich bleibt, ziehen sich die noch feuchten Rundhölzer zusammen. So stecken die Nägel nach dem Trocknen der Rundhölzer unverrückbar fest. Dank diesen starren Verbindungen und den seitlichen Verstrebungen ist die Konstruktion sehr stabil.
Auch die Aussenwände, Bodenbretter, Türen, Veranda, Fensterrahmen, und selbst die Dachhaut wurden aus eigenen Edelkastanien und andern Hölzern gefertigt.
Ben Law hat 12'000 Edelkastanien-Schindeln in 60 Arbeitstagen hergestellt und damit in 20 Arbeitstagen das Dach gedeckt. Die Lebenserwartung der Schindeln ist ähnlich wie bei gebrannten Dachziegeln (ca.40 – 50 Jahre)
Die Wärmedämmung der Aussenwände besteht aus Gerstenstroh. Die Strohwände sind innen mit Lehm und aussen mit Kalk überzogen. Aussen schützen zusätzlich Eichenbretter die Hauswände. Dach und Boden des Hauses wurden mit Warmcell - einem feuerfesten Material aus rezykliertem Papier - gedämmt.
Die tragenden Elemente des Hauses stehen auf Steinplatten, die auf Kies gebettet sind.

Was macht Ben Laws Haus so ökologisch?
Beim Bau wurden möglichst ungiftige und nachwachsende Baustoffe, die problemlos entsorgt werden können, verwendet. Rundholzbau ist sehr ressourcenschonend. Es muss weniger Holz gefällt werden und es entsteht kaum Holzabfall. Zudem können auch kleinere Bäume verwendet werden.
Im Vergleich: ein durchschnittliches traditionelles Einfamilienhaus mit 125 m2 Wohnfläche verbraucht als Bauwerk bei Produktion, Transport und Verarbeitung von Beton, Ziegeln, Glas und weiteren Baumaterialien 560‘000 Megajoule, was dem Energiegehalt von 18‘000 Liter Benzin entspricht. Diese Energie nennen wir graue Energie. Die graue Energie von Ben Laws Haus macht im Vergleich zu einem traditionellen Haus nur höchstens 10 % aus.

Ist seine Bauweise auf die Schweiz übertragbar?

Ja. Klimatisch haben wir ähnliche Bedingungen wie Südengland. Somit ist die Bauweise technisch ohne Weiteres auf die Schweiz übertragbar.
Ben Law hat nie zuvor ein Haus gebaut. Er hat auch keinen entsprechenden Beruf erlernt. Wer handwerklich begabt, lernbereit und mutig ist, dem sollte es mit Unterstützung von Handwerkern und einem Architekten möglich sein, ein ähnliches Haus grösstenteils selber zu bauen.
Heute ist genau das für die meisten undenkbar, aber über Jahrhunderte war Eigenbau bei uns üblich.

Das Buch „The Woodland House“ und ein weiteres Buch über seine Bautechnik, das 2010 erscheint, kann man im Detail erfahren, wie ein solches Rundholzhaus zu bauen ist.

Eigenbau ist lohnenswert
Wer sein Haus selber baut, lernt viel dabei und kann das Haus auch selber in Stand halten. Solche Häuser sind meist orginell und entsprechen den Bewohnern. Oft sind sie von guter Qualität. Stolz und Genugtuung erfüllen die Erbauer.
Auch finanziell kann sich Eigenbau lohnen, wie der Fall von Ben Law zeigt. Dank Eigenbau erspart er sich in den kommenden 25 Jahren mindestens 1000 Fr /Monat. Dies wiederum bedeutet, dass Ben Law mit einem kleineren Einkommen eine Familie ernähren kann.
Sein Haus ist unverkäuflich, die Baubewilligung an seine Person und seine Wirtschaftsweise gebunden. Somit ist sein Haus zwar sehr preiswert, hat aber keinen Marktwert. Selbst wenn das Haus von Fachleuten gebaut und die Materialien gekauft werden müssten, so wäre eine Einsparung von min. 40 % gegenüber einem vergleichbaren Beton- oder Backsteinbau möglich.
England kennt ähnlich strikte Gesetze wie die Schweiz, welche den Bau von Wohnhäusern im Wald verhindern. Ben Law kämpfte zehn Jahre um dieses Recht. Das entscheidende Argument war seine Holzkohleproduktion im Wald. Die muss rund um die Uhr überwacht werden. In trockenen Zeiten droht Waldbrandgefahr. Somit erhielt er den gleichen Status wie ein Bauer oder Gärtner, der aus beruflichen Gründen ausserhalb der Bauzonen bauen darf.
Der Fernsehbeitrag über seinen Hausbau und sein Buch „The Woodland House“ haben dazu geführt, dass mehrere Personen Ben Law gebeten haben, ein Haus nach seiner Methode zu bauen. So hat Ben Law in den letzten sechs Jahren insgesamt acht Rundholzbauten erstellt. Zu diesem Zweck gründete er eine Firma.

Beat Rölli, Biologe und Permakulturist, Co-Präsident von Permakultur Schweiz, besuchte Ben Law auf einer Studienreise im Sommer 2009
der vollständige Bericht mit Bilder ist hier zu sehen

Beat Rölli organisiert in Kooperation mit Permakultur Schweiz
das Permakultur-Training 2010 inklusive 72-Stunden-Kurs nach Bill Mollison

Anmeldung, Auskunft:
Beat Rölli, Unter-Grundhof 20, CH-6032 Emmen, 041 210 92 91
www.permakultur-beratung.ch

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